Zuschreibungen
Rassismus schreibt Gruppen essentielle Eigenschaften und unterschiedliche Wertigkeiten zu, diese Hierarchisierung ermöglicht und normalisiert die Diskriminierung und Schlechterstellung der so abgewerteten, rassifizierten Gruppen auch innerhalb gegenwärtiger demokratischer Gesellschaften – die Folge sind ungeachtet des Diskriminierungsverbotes de facto ungleiche Ressourcenverteilung, Lebenschancen und Rechtsrealitäten sowie eine Vielzahl an nicht hinreichend erfassten und geahndeten Menschenrechtsverletzungen. Rassistisch strukturierte Gesellschaften zeichnen sich in der Folge dadurch aus, dass rassistisch abgewertete Gruppen in einer Reihe von Institutionen wie beispielsweise dem Bildungssystem, dem Justizsystem, dem Gesundheitssystem, in den Medien und der Politik zum einen gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil insbesondere in Führungspositionen unterrepräsentiert sind und zum anderen in all diesen Teilsystemen schlechter gestellt sind bzw. eine schlechtere Behandlung erfahren. Die Benachteiligungen in unterschiedlichen Teilsystemen bedingen und verstärken sich dabei oft gegenseitig. Darüber hinaus findet rassistische Diskriminierung auch im Alltag statt.
Quelle
Joshua Kwesi Aikins: Rassismus. Definitionen und Komponenten aus wissenschaftlicher und menschenrechtlicher Perspektive. Sachverständigengutachten für die Enquete-Kommission „Ursachen und Formen von Rassismus und Diskriminierungen in Thüringen sowie ihre Auswirkungen auf das gesellschaftliche Zusammenleben und die freiheitliche Demokratie“ des Thüringer Landtages.
« Zurück zum Glossar